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Heizen und Kühlen mit Abwasser

Abwasser ist eine regenerative Wärmequelle in der Stadt, die ganzjährig und mit etwa gleichbleibend hoher Temperatur zur Verfügung steht und durch Wärmepumpen zum Heizen und Kühlen genutzt werden kann. Im Winter hat Abwasser eine mittlere Temperatur von 12 bis 15 Grad Celsius und im Sommer von 17 bis 20 Grad Celsius.

Technologie

Technologie

Um die Wärme zu nutzen, wird ein Wärmeübertrager in die Leitungen und Kanäle eingebaut, der dann dem Abwasser eine Wärmemenge entzieht. Dadurch kühlt sich das Abwasser um 1 bis 3 Kelvin ab. Das erwärmte Medium wird über eine Leitung zur Heizzentrale transportiert. Dort wird die Wärme mit einer Wärmepumpe auf ein nutzbares Temperaturniveau von rund 50 Grad Celsius angehoben. Im Kühlfall läuft der Prozess umgekehrt ab und Wärme wird aus dem Gebäude in das Abwasser abgegeben.

Das Gesamtpotenzial an Abwasserwärme liegt in Berlin nach jüngsten Abschätzungen zwischen 100 - 270 Megawatt Entzugsleistung. Abwasserwärme kann damit langfristig – abhängig von der Reduktion des Wärmeverbrauchs in Berlin – einen Beitrag von bis zu 5 Prozent des Berliner Wärmebedarfes decken. Damit kann die Abwasserwärme einen Beitrag zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung Berlins leisten.

Je geringer die Temperaturanforderung auf der Verbraucherseite ist, umso effizienter ist die Nutzung der Abwasserwärme. Für die Nutzung von Abwasserwärme in der Gebäudeheizung eignen sich daher vor allem Neubauten, die Fußbodenheizungen mit niedrigen Vorlauftemperaturen aufweisen. Aber auch in energetisch sanierten Bestandsgebäuden kann die Temperaturanforderung – teils kombiniert mit dem Einbau neuer Heizkörper – so weit gesenkt werden, dass sie sich für eine Abwasserwärmenutzung eignen. Ein hydraulischer Abgleich ist dabei Voraussetzung für den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe. Damit sich der Einbau eines Wärmeübertragers und der Betrieb einer Abwasser-Wärmepumpe rechnen, müssen einige Anforderungen erfüllt sein. Erfahrungsgemäß sollte die zu realisierende Anlagengröße mindestens 150 Kilowatt Heizleistung aufweisen. Ist der Abstand zwischen der Bebauung und dem Abwasserkanal zu groß, lohnt sich die Investition in die Leitung zum Transport der Wärme nicht. Der Abstand des zu versorgenden Objektes zum Abwasserkanal sollte daher maximal 150 Meter betragen. Je nach Bebauung des zu querenden Gebiets und der Anlagengröße sind auch höhere Entfernungen von bis zu 500 Meter aus wirtschaftlicher Sicht möglich.

Nutzungspotenzial

Wärmenutzung im Abwassersystem

Abwasserwärmeatlas

Der Abwasserwärmeatlas – das digitale Planungstool

Der Abwasserwärmeatlas ist als Tool zu einer schnellen Vorprüfung konzipiert und liefert Basisinformationen zu einer möglichen Nutzung von Abwasserwärme zum Heizen und Kühlen. Diese Informationen sind mit bestmöglicher Genauigkeit erstellt, alle Angaben sind jedoch ohne Gewähr und können keine ausführliche Prüfung Ihres Anliegens ersetzen. Dennoch haben Sie mit diesen Angaben eine Ersteinschätzung zur Hand, die Sie mit den Spezifikationen Ihres Bau- oder Sanierungsvorhabens abgleichen können.

Dazu können im Atlas Standorte gezielt auf Potenzialverfügbarkeit geprüft und diverse planungsrelevante Hintergrundinformationen abgerufen werden:

  • theoretische Entzugsleistung in Kilowatt
  • Systeminformation (Kanal oder Druckleitung, Dimension, Bauart, Schmutz- oder Mischkanal)
  • Simulationsdaten (Trockenwetterdurchfluss und -pegel im Mittel, Minimum und Maximum)
  • abgeschätzter Sanierungsbedarf der Infrastruktur

Mit diesen Informationen können bereits erste Grob-Auslegungen vorgenommen werden. Sollte das Potenzial an Ihrem Standort höher sein als Ihre geplante Leistung der Heizungsanlage, kann die gemeinschaftliche Wärmenutzung mit umliegenden Gebäuden eine attraktive Option sein.

Die weiteren Schritte zur einem erfolgreichen Projekt sind im Kapitel „Vom Potenzial zur Umsetzung“ näher beschrieben.

Zur Prüfung größerer Gebäudebestände ist der Abwasserwärmeatlas ebenfalls nutzbar. So können ganze Adresslisten georeferenziert und mit den Potenzialen verschnitten werden. Um möglichst leicht umsetzbare Projekte zu identifizieren, bietet es sich an, diese Adresslisten um Informationen zum Sanierungsbedarf oder Neubauzeitraum zu ergänzen und mit den abwasserseitigen Baumaßnahmen in Einklang zu bringen. Verschiedene städtische Stakeholder, wie z.B. Bezirksverwaltungen, Wohnungsbaugesellschaften oder Energiedienstleister, können so ihre eigenen Daten mit den Abwasserwärmepotenzialen verschneiden und aus ihrem jeweiligen Blickwinkel eigene Vorhaben priorisieren.

In der aktuellen Erprobungsphase steht der Abwasserwärmeatlas in der Berliner Energiedatenbank einem eingeschränkten Nutzer:innenkreis (Senat, Bezirke, öffentliche Unternehmen sowie deren Dienstleister) zur Verfügung. Berechtigte Nutzer:innen können über energieatlas@berliner-e-agentur.de Zugang beantragen.

Projektumsetzung

Vom Potenzial zur Umsetzung

Projektbeispiele

Projektbeispiele

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