Schon seit 1906 wird in Stahnsdorf Wasser gereinigt. 1931 nahm das heutige Klärwerk seinen Betrieb auf: Wir nehmen dies zum Anlass für einen Blick zurück - und natürlich nach vorn.
Über die Zukunftspläne der Berliner Wasserbetriebe für den Standort Stahnsdorf haben wir mit den beiden Projektverantwortlichen für den Klärwerks-Neubau Katja Adam und Joanna Klee gesprochen.
Katja Adam: Natürlich ist es besonders, dass wir parallel zum laufenden Betrieb ein neues Klärwerk errichten werden, das dann auch noch doppelt so groß werden soll, wie das derzeitige. Das ist ein großes Projekt und eine echte Herausforderung! Bemerkenswert ist auch, dass die Koordination und Kooperation zwischen unseren beiden Abteilungen von Anfang an eine tragende Säule ist.
Joanna Klee: Und vor allem so super funktioniert! Als Betriebliche Projektpartnerin für die Abwasserentsorgung bin ich seit März dabei und hatte zuletzt Neubau und Sanierungen in Pumpwerken geleitet. Die engere Zusammenarbeit hat sich an vielen Stellen schon echt bewährt.
Und wir haben auch großen Investitionsdrang im Klärwerk Stahnsdorf. Die 90 Jahre Betrieb sieht man dem momentanen Werk leider an vielen Stellen an, wir müssen wirklich schnell vorankommen mit dem Neubau. Also einerseits den Betrieb noch so lange zu meistern, bis das neue Werk betriebsfähig ist; hierfür geben die Kolleg:innen vor Ort alles. Und das neue Werk so zu bauen, dass es zu den Anforderungen der Zukunft passt. Da sind die Kooperation und das Miteinander enorm wichtig - das große Ganze im Blick zu haben und auch die Einzelheiten, die im Alltagsbetrieb dann oft entscheidend sind.
Joanna Klee: Es wurde 1931 in Betrieb genommen und war damals das modernste Klärwerk Europas. Hier wurde durch den Bau unterschiedlichster Anlagentechnik ein Großversuch durchgeführt, durch den sehr viele Erfahrungen und Erkenntnisse für den Bau späterer Kläranlagen gewonnen werden konnten. Erwähnenswert ist hier besonders der Parallelbetrieb unterschiedlichster Anlagen für das damals neuartige Belebtschlammverfahren. Über die Zeit wurde das Klärwerk weiter aus- und zum Teil auch wiederaufgebaut, da es während des zweiten Weltkriegs stark beschädigt wurde.
Katja Adam: Es gibt noch Bauwerke aus den 30er Jahren, zum Beispiel das Betriebsgebäude und das hufeisenförmige Gebäude am Eingang des Werkes, die unter Denkmalschutz stehen. Das Eingangsgebäude wird auch heute noch als Wohnhaus genutzt.
Zu den Bauwerken aus dieser Zeit gehören auch die Vorklärbecken, die Belebungsbecken oder auch die alten Nachklärbecken sowie die Faulkammern.
Vor allem in den 80er Jahren wurde dann viel erweitert. In dieser Zeit wurden die Einlauf- und Rechenanlage, der Sandfang sowie die runden Nachklärbecken errichtet.
In den 90ern stiegen dann die Anforderungen an die Abwasserreinigung, insbesondere an die Stickstoffelimination, und dafür wurden die Denitrifikationsbecken an der Belebung gebaut.
Katja Adam: Wir haben zuletzt einen echten Meilenstein abgehakt: Die Ausschreibung für die Vergabe für die Generalplanung ist veröffentlicht. Das hat uns in den vergangenen Monaten sehr viel Kraft gekostet, denn es ist ein großes Projekt, für das wir da suchen. Das Projekt gibt viel her: Manches ist natürlich etablierte Technik, aber gerade die Aufgaben zum klimaangepassten und energieeffizienten Bau und Betrieb brauchen neue und innovative Lösungen. Das hat für uns eine klare Priorität.
Daneben sind natürlich die Themen Spurenstoffelimination und Desinfektion von besonderer Bedeutung. Daher ist auch die Ausschreibung so gestaltet, dass es zum einen bestimmte festgelegte Randbedingungen, aber auch einiges an Gestaltungsspielraum geben wird.
Joanna Klee: Deswegen beinhaltet die Ausschreibung auch die Ausarbeitung eines Lösungsvorschlags durch die Bieter. Wir wollen sehr gern Ideen von den Auftragspartnern, um Erfahrungen mit Neuerungen bestmöglich zu verbinden. Das ist ein super spannendes Projekt und ich bin sehr glücklich, daran mitzuarbeiten.