Silke Block ist seit Jahren die ungekrönte Königin der Trinkbrunnen bei den Berliner Wasserbetrieben. Im Interview beantwortet sie die häufigsten Fragen, erzählt vom jahrzehntelangen Wandel der Trinkbrunnen, den technischen An- und Herausforderungen sowie den Freuden ihres Teams an der Arbeit.
Aktuell haben wir mehr als 215 Trinkbrunnen in Berlin. Das freut mich und natürlich auch das 20-köpfige Team, die wir alle an den und für die Brunnen arbeiten, riesig. Wir stecken da alle sehr viel Herzblut rein. Wenn man bedenkt, dass die ersten Brunnen in den 80er Jahren aufgestellt wurden – damals vor allem noch als Spülarmaturen und mit dem Ziel, das Stadtbild aufzuhübschen – wird erst deutlich, wie viel sich getan und geändert hat. Die Trinkbrunnen sind längst ein Schlüsselbaustein für Lebensqualität im öffentlichen Raum geworden. Übrigens ist das blaue Model, der Kaiserbrunnen, von einem ehemaligen Mitarbeiter der Wasserbetriebe – dem Architekten Siegfried Kaiser – erschaffen worden.
Wir brauchen natürlich eine Anschlussmöglichkeit an die Leitungen – also Trinkwasser und Abwasser in maximal 20m Entfernung zum geplanten Stellplatz. In Parks, wo wir eigentlich besonders gern Brunnen stellen, ist das leider oft schwerer als gedacht. Denn entweder gibt es dort keine Versorgungsleitungen oder sie sind unter Umständen zu groß. Alles, was die 400er-Dimension überschreitet, kommt für einen Trinkbrunnen aus Sicherheitsgründen nicht in Frage. Auch Hausanschlüsse können wir leider nicht nutzen und so gibt es etwa auch im Tiergarten keinen Trinkbrunnen. Was wir aber geschafft haben ist, dass in den letzten Jahren viele Trinkbrunnen in der Nähe von Zierbrunnen errichtet wurden.
Über die Jahre gab es verschiedene Modelle, den Botsch-Brunnen etwa. Und auch aktuell sind wir dabei zu sehen, dass wir die barrierefreie Version mehr nutzen – allerdings haben wir auch die Kaiserbrunnen intern für Rollstuhlnutzer:innen getestet. Insgesamt bin ich auf sehr viele Brunnen wirklich stolz: Dass wir es in so vielen Grünanlagen und Parks doch geschafft haben, mittendrin eine geeignete Leitung zu finden und die Brunnen zu errichten.
Immer der, vor dem ich gerade stehe (lacht)! Zu sehen, wie sich die Brunnen in das Stadtbild und den Alltag der Menschen einfügen, ist einfach wunderbar. Und wenn dann auch noch Leute kommen, ihn nutzen und ich ihnen sagen kann, dass ich den mitgebaut habe – das macht mich wirklich unbeschreiblich glücklich. Vielleicht überlege ich mir vor meinem Ruhestand noch einen ganz besonderen Standort und dann kann ich neben dem die Sommer verbringen und mich über das Sprudeln freuen (lacht).
Es gibt da zwei gute Hauptargumente: Trinkwasserqualität und Wartung. Wir möchten, dass alle über die Brunnen Trinkwasser in bester Qualität erhalten. Auch aus hygienischen Gründen muss dafür die Aufenthaltszeit im Material so kurz wie möglich sein – das verringert Wechselwirkungen. Das kontrollieren wir auch mit unserem einzigartigen Beprobungs- und Wartungssystem für die Trinkbrunnen. Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen zur Wasserqualität geben uns für die Trinkbrunnen auch komplett recht. Wasser muss in Bewegung bleiben.
Auch auf Wartungsseite haben die Dauerläufer klare Vorteile: Einerseits sind sie in einigen Bereichen der Stadt nach wie vor wichtige Spülarmaturen. Andererseits haben auch nicht-kontinuierliche Brunnen oder sensorgesteuerte Brunnen aus Hygienegründen oft eine versteckte Spülung und sind wegen der zusätzlichen Bauteile wartungsintensiver. Und eben diese Wartung bringt dann Spülungen mit sich – wobei dann ziemlich große Mengen Wasser eingesetzt werden.
Wien wird oft als Vorzeigebeispiel genannt, weil da die Brunnen auch sehr zum Stadtbild gehören. Doch wird da vieles anders gemacht. Wir hier haben eine naturnahe Wasseraufbereitung und daher sind unsere Prozesse und Anforderungen anders und wir kontrollieren die Qualität ständig und regelmäßig. Unsere besondere Verantwortung, auch für die Berlinerinnen und Berliner, ist uns da ganz klar. Der fachliche Austausch hat auch durch die europäische Trinkwasserrichtlinie einen echten Sprung gemacht. Mehr Wasser für alle im öffentlichen Raum bereit zu stellen ist lange keine Selbstverständlichkeit gewesen. Ich sag mal, dass da schon einige Wasserversorger aufgewacht sind im Sinne von „Was machen wir denn da jetzt?“. Dadurch sind wir über den direkten, persönlichen Austausch jetzt auch auf Gremienebene im Gespräch über Bauarten und die vielschichtigen Erfahrungen der letzten Jahre.
Spätestens ab Oktober werden alle Trinkbrunnen winterfest gemacht, also alles was direkten Wasserkontakt hat und der Sprudler werden ausgebaut. Jeder Brunnen hat eine eigene Kiste, in der er sozusagen seinen Winterschlaf macht. Neuralgische Punkte in der Stadt kriegen außerdem eine Haube aufgesetzt, um die Anlage zu schützen und auch um die Menschen wissen zu lassen: „Ich bin ein Trinkbrunnen im Winterschlaf“.
Dieser Sommer war auf jeden Fall besonders! Letzten Sommer haben wir leider auch pandemiebedingt – oder eher, weil wir uns intern ja auch an die ganze Situation erstmal anpassen mussten – die Brunnen sehr spät in Betrieb genommen. Dieses Jahr hat die Saison pünktlich begonnen, wir bekommen sehr viel positives Feedback, besonders die Kollegen vor Ort bei der Wartung. Die Mühen werden also echt gesehen und honoriert und das ist schön! Es war auch besonders, dass diesen Sommer viel mehr über Klima in der Stadt gesprochen wurde und damit geht auch ein größeres Informationsinteresse bei den Bürger:innen einher. Die Leute denken echt mit und machen sich Gedanken. Es ist toll, dass unsere Trinkbrunnen da so einen festen Platz im Alltag der Menschen und im Stadtbild haben.
Das ist ein ganz tolles Team! Von Bau, Betreuung und Wartung, Labor, Einkauf und Vertragswesen bis hin zum Controlling sind wir echt toll zusammengewachsen. Alle von uns, zwischen 20 und 25 Personen, machen die Aufgaben zu den Trinkbrunnen nicht als Hauptjob, sondern auch wegen der Leidenschaft für die Brunnen.