Projektzeitraum: August 2017 bis Januar 2021
Plastik in der Umwelt stellt eine große Herausforderung dar. Makroplastik und daraus entstehendes Mikroplastik gelangt über unterschiedliche Eintragspfade in die Natur. Ein Verursacher: Das tägliche Autofahren. Die Mengen an Reifenabrieb und der Eintrag in die aquatische Umwelt über den Straßenabfluss sind bisher noch nicht näher betrachtet worden. Genau dort setzte das Verbundprojekt „RAU – Reifenabrieb in der Umwelt“ an.
Der größte Teil des Reifenabriebs fließt bei Regen im Stadtgebiet mit Trennsystem mit dem Straßenoberflächenwasser über Gullys in die Gewässer. Im Projekt wurde der gesamte Lebenszyklus des Reifens verfolgt und damit der Eintrag von Reifenpartikeln in die Umwelt untersucht. Die Industriepartner untersuchten speziell neue Reifentypen, um den Abrieb zu verringern. Für uns galt es die Eintragspfade von Reifenmaterial in die Flüsse und Seen zu identifizieren und zu bilanzieren. Existierende Maßnahmen zur Reduzierung – wie Retentionsbodenfilter – oder neue geeignete Barrieren sollten aufgezeigt werden.
Die Untersuchungen wurden im Labor, auf kontrollierten Teststrecken und auf verschiedenen Straßentypen durchgeführt. Zentral war auch die Entwicklung von Körben zur Probennahme, mit denen die Reifenpartikel aus dem Straßenwasserabfluss aufgefangen und anschließend analysiert werden konnten.
Aus verschiedenen Faktoren wurde eine Bewertungsmatrix entwickelt, die es Planern, Kommunen und Straßenreinigungsbetrieben ermöglicht, für unterschiedliche Standorte geeignete Maßnahmen abzuleiten. Es war außerdem vorgesehen, die Ergebnisse in nationale und europäische Normen und Regelwerke einfließen zu lassen.
Im Projekt haben wir gemeinsam mit der TU Berlin den Reifenabrieb im Niederschlagswasser und in Regenwasserbehandlungsanlagen untersucht. Der diffuse Eintrag von Reifenabrieb in die Umwelt findet in der Nutzungsphase des Produktlebenszyklus-Reifen statt. Das Projektteam hat dabei Hot Spots für Reifenabrieb identifiziert und klassifiziert. Die auf den Reifen wirkenden erhöhten Kräfte an der Kurve und Lichtsignalanlage führen zu einer vergleichsweisen großen Abriebsmenge. Es wurde herausgefunden, dass durch den Einsatz der Straßenreinigung vor einem Regenereignis der Eintrag in die aquatische Umwelt reduziert werden kann. Da sich Feststoffe und Reifenabrieb im Bereich von 1,6 Metern vom Bordstein anhäufen, sollten parkende Autos den relevanten Randbereich für die Straßenreinigung zeitweise freigeben. Des Weiteren wurden neuartige Reifen und Straßenkehren getestet, um den Eintrag von Reifenabrieb in die Umwelt zu verringern.
Problematisch ist die Ableitung des Regenwassers über die Trennkanalisation, da durch Gullys lediglich 20 – 80 % des Reifenabriebs entfernt werden. Deshalb sind technische Lösungen wie Retentionsbodenfilter und Mulden-Rigolen, die das Gewässer schützen, sehr wichtig.
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