Zum Hauptinhalt springen
11.07.2024

Komplett neu, auf neuestem Stand der Technik und doppelt so groß

In Stahnsdorf entsteht bis 2036 ein neues Klärwerk: Planer und Steuerer beauftragt

Das Klärwerk Stahnsdorf südwestlich von Berlin wird bis 2036 durch einen doppelt so großen Neubau auf neuestem Stand der Technik, also inklusive Spurenstoffentfernung, ersetzt. So sichern die Berliner Wasserbetriebe weiter steigende Reinigungsleistungen und damit Ressourcenqualität, aber auch notwendige Kapazitäten für Wachstum und für Flexibilität im Berliner Klärwerksverbund.

Für das neue Werk sind eine Verdopplung der zu reinigenden Abwassermenge auf 100.000 Kubikmeter am Tag geplant sowie vor dem Hintergrund verschärfter bzw. perspektivisch weiter steigender Anforderungen erhöhte Reinigungsleistungen durch die Einbeziehung von Spurenstoffelimination und weitergehende Phosphorelimination. Auch ein innovatives Energiekonzept mit weitreichender Nutzung erneuerbarer Energien wird es geben. Baustart soll 2029 sein, erste Inbetriebnahmen sind für 2034 und die Fertigstellung für 2036 geplant. „Das neue Klärwerk Stahnsdorf wird nicht nur unsere vorerst größte Einzelinvestition. Im Ergebnis entsteht auch technisch eine Anlage, die das Abwasser unter Einbeziehung innovativer Techniken auf höchstem Standard und weitestgehend energieautark reinigt“, sagt Wasserbetriebe-Vorstandschef Prof. Dr. Christoph Donner.


Die heutige Anlage in Stahnsdorf ist seit ihrer Inbetriebnahme 1931 mehrfach um- und ausgebaut sowie modernisiert worden. Vor allem ihre Becken haben nun ihre Nutzungszeit erreicht. Für einen zeitgemäßen und zugleich aufgrund des Wachstums im Einzugsgebiet – es umfasst neben dem Berliner Südosten und der Gemeinden im Umfeld des Werkes auch etwa die Hälfte der Landeshauptstadt Potsdam – größeren Neubau konnte ein 24 Hektar großes Grundstück gegenüber der heutigen Anlage gesichert werden. Vom Reinigungsvolumen liegt das Werk heute im Vergleich der sechs Berliner Kläranlagen mit rund 52.000 Kubikmetern pro Tag bzw. 410.000 Einwohnerwerten auf Platz 4.

Nach Vorstellung und Diskussion der Neubaupläne in der Gemeindevertreterversammlung von Stahnsdorf wurde im Oktober 2022 mit der Gemeinde Einigkeit über ein gemeinsames Bebauungsplanverfahren erzielt. In den vergangenen Monaten wurden Konsortien für die Generalplanung, die Bauleitplanung und die Projektsteuerung beauftragt.

Neu für Anlagen dieser Größe ist kompakter Bio-Kern mit SBR-Reaktor

Aus einem europaweiten offenen Konzeptwettbewerb erhielt die Arbeitsgemeinschaft H²SA, bestehend aus der Holinger AG und der Holinger Ingenieure aus der Schweiz und Deutschland sowie den deutschen Niederlassungen der schwedischen Unternehmen Sweco und Afry den Zuschlag für die Generalplanung. Sie hatten die Ausführung der biologischen Abwasserreinigung des neuen Werkes mit einem Sequencing Batch Reactor (SBR) im Kern vorgeschlagen. Dabei werden im Unterschied zum konventionellen Durchlaufverfahren die einzelnen Verfahrensschritte zur biologischen Reinigung nicht entlang eines Weges in getrennten Reaktionsräumen (anaerobe, aerobe und anoxische Zonen sowie Nachklärbecken), sondern entlang einer Zeitachse in einem Reaktorbecken absolviert. Diese Technik ist besonders platzsparend und kompakt und damit auch im Vergleich kostensparend und kommt erstmalig für ein deutsches Klärwerk dieser Größenklasse zum Einsatz. Die Entscheidung für diese Technik wurde durch Gutachten u. a. der Hochschule Magdeburg-Stendal und der TU Berlin abgesichert.

Für die Umsetzung dieses Großprojektes wurde die ebenfalls schweizerisch-deutsche Arbeitsgemeinschaft (ARGE) aus TBF und convis für die externe Projektsteuerung, der BIM-Manager Kaulquappe mit Sitz in Zürich sowie für die Bauleitplanung eine weitere ARGE bestehend aus den beiden Berliner Büros Planergemeinschaft Stadt und Raum und Fugmann Janotta Partner gewonnen.

Strategie zum Ausbau aller Berliner Kläranlagen wird bereits umgesetzt

„Der Neubau des Klärwerks Stahnsdorf ist Teil unseres 2017 mit dem Klärwerk Waßmannsdorf begonnenen Programms, das zusätzliche Technik für alle Berliner Kläranlagen umfasst und die Abwasserreinigung auf ein nochmals deutlich höheres Qualitätsniveau führt“, erklärt Wasserbetriebe-Vorstandschef Prof. Dr. Christoph Donner. „Heute drehen sich bereits in den anderen fünf Berliner Kläranlagen die Baukräne.“

Alle Werke bekommen eine Flockungsfiltration, die neben der weitestgehenden Phosphorelimination auch den ohnehin schon hohen Mikroplastik-Rückhalt noch weiter verbessert. Nach und nach werden auch alle Klärwerke vor 2040 eine Anlage zur Entfernung von Spurenstoffen erhalten, die Flockungsfiltrationen dienen dann auch als Nachbehandlung dieser Reinigungsstufe. Damit werden die Berliner Klärwerke auch bei der Phosphor- und Spurenstoffentfernung fit für die zusätzlichen Anforderungen der neuen EU-Kommunalabwasserrichtlinie. Außerdem haben die Werke in Wansdorf, Waßmannsdorf und Münchehofe, sowie das „Altwerk“ Stahnsdorf bereits eine Prozesswasserbehandlungsanlage erhalten. Sie rückt hartnäckigen Stickstoffverbindungen aus der Schlammfaulung mit einem spezialisierten Bakterium auf den Leib. Und in Schönerlinde nimmt die Ozon-Anlage zur Entfernung von Spurenstoffen bereits Gestalt an.

 

Archiv Pressemeldungen