Termingerecht und im Kostenplan haben die Berliner Wasserbetriebe den Ausbau des Klärwerks Waßmannsdorf abgeschlossen. In einem Paket im Umfang von fast 300 Mio. Euro hat das Unternehmen seit 2017 zwei zusätzliche Reinigungslinien, Anlagen zur weitergehenden Stickstoff- und Phosphorentfernung sowie einen riesigen Mischwasserspeicher errichtet.
Dem Klärwerk Waßmannsdorf vertrauen rund 1,2 Millionen Berliner:innen und etwa 120.000 Menschen aus Brandenburg ihr Abwasser an. Täglich werden in der Anlage in Sichtweite des Flughafens Schönefeld bis zu 230.000 Kubikmeter am Tag gereinigt. Das ist gut ein Drittel der Abwassermenge, die täglich in den sechs Klärwerken der Berliner Wasserbetriebe gesäubert und in den Wasserkreislauf zurückgegeben wird. Ähnlich groß wie Waßmannsdorf ist das Klärwerk Ruhleben.
„Die wachsende Einwohnerzahl im Einzugsgebiet und steigende Ansprüche vor allem an die Nährstoffentfernung infolge der EU-Wasserrahmenrichtlinie gaben den Ausschlag für diese Investition“, sagt Frank Bruckmann, Vorstand der Berliner Wasserbetriebe. „Der Ausbau von Waßmannsdorf fügt sich in unser laufendes Klärwerksprogramm, das Um-, Erweiterungs- und Neubauten im Umfang von rund 2 Mrd. Euro umfasst.“ Bruckmann verweist darauf, dass etwa alle Klärwerke des Unternehmens bis 2028 mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe zur weitergehenden Phosphorentfernung ausgerüstet würden: „Damit schaffen wir klare Verhältnisse für unsere Gewässer.“
Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey erklärt: „Die Berliner Wasserbetriebe tragen mit ihrem milliardenschweren Programm zum Ausbau und Neubau von Klärwerken maßgeblich zum Gewässerschutz bei und sichern damit die zukünftige Trinkwasserversorgung. Sie beweisen mit dem Ausbau des Klärwerks Waßmannsdorf Weitsicht mit Blick auf steigende Bedarfe und rechtliche Anforderungen. Mit modernsten Standards kann jetzt mehr Wasser noch gründlicher gereinigt werden. Die Milliardeninvestitionen – nicht nur hier in Waßmannsdorf – sichern unser Trinkwasser und schützen unsere Gewässer auch in Zukunft. Hiermit wird ein zentraler Baustein des Masterplans Wasser Berlin umgesetzt.“
Seit April 2017 ist das Klärwerk um zwei auf zehn Beckenlinien und damit in seiner Tages-Kapazität um 50.000 m³ auf 230.000 m³ gewachsen. Was klingt wie ein Anbau meint zusätzliche Reinigungskapazität für eine Großstadt mit etwa 250.000 Menschen. Der neue Mischwasserspeicher fasst bei starkem Regen rund 50.000 m³ mit Regen vermischtes Abwasser aus der Kanalisation. So schützt er die Innenstadt-Spree vor Mischwasserüberläufen und hilft, die Reinigungsleistung des Klärwerks durch einen gleichmäßigen Abwasserfluss zu verstetigen und auf hohem Niveau zu sichern.
Zudem erhielt das Klärwerk zusätzliche Reinigungsstufen für die weitere Verminderung der in Gewässern unerwünschten weil Algen düngenden Nährstoffe Phosphor und Stickstoff. Die Flockungsfiltration entfernt die von den Bakterien in der biologischen Stufe noch nicht komplett abgebauten Phosphorverbindungen fast vollständig. Außerdem verbessert sie den ohnehin schon hohen Mikroplastik-Rückhalt und wird sogar die Abbauprodukte künftiger Spurenstoff-Entfernungsverfahren zurückhalten. In ihren Becken wird im schon weitestgehend gereinigten Abwasser der restliche Phosphor mit Metallsalzen ausgeflockt und dann in einem Sandfilter abgeschieden. Diese probate Technik sorgt in Berlin schon lange für die Reinheit der Grunewaldseen oder des Tegeler Sees.
Die ebenfalls neue sogenannte Prozesswasseranlage rückt vor allem dem Ammonium – eine Stickstoffverbindung – zu Leibe, das beim Entwässern des Klärschlamms anfällt. Die Anlage verspeisen Planctomyceten, hochspezialiserte Bakterien, diesen Nährstoff, was die Diät für die Algen im Teltowkanal verschärft, der das gereinigte Abwasser aufnimmt.
Alle Berliner Klärwerke erhalten weitergehende Reinigungstechnik, etwa bis 2028 Flockungsfiltrationen und bis 2040 Anlagen zur Entfernung von Spurenstoffen, wie sie im Klärwerk Schönerlinde bereits im Bau ist. Mehrere Werke haben auch jüngst Prozesswasserbehandlungsanlagen erhalten. Damit werden die Berliner Klärwerke auch bei der Nähr- und Spurenstoffentfernung fit für die zusätzlichen Anforderungen der neuen EU-Kommunalabwasserrichtlinie.
Bis 2026 wird im Klärwerk Waßmannsdorf außerdem eine Klärschlammverwertungsanlage für 68.000 Jahrestonnen Klärschlamm und Rechengut fertiggestellt. Gemeinsam mit der im Klärwerk Ruhleben bereits existenten Klärschlammverwertungsanlage können die Wasserbetriebe damit den kompletten Klärschlamm aus den sechs Berliner Kläranlagen selbst verwerten. Die dabei entstehenden Aschen ermöglichen zukünftig eine Rückgewinnung von Phosphor auf hohem Niveau.
Fotos von den Anlagen und vom heutigen Termin können kostenfrei in der BIlddatenbank der Berliner Wasserbetriebe heruntergeladen werden.