Ein stabiles Kerngeschäft ohne Einschränkungen bei der Ver- und Entsorgung sowie hohe selbstfinanzierte Investitionen bei konstanten Preisen bilanzieren die Berliner Wasserbetriebe für das von Corona und Klimawandel geprägte Jahr 2020.
Diese unter schwierigen Rahmenbedingungen erzielten Ergebnisse zeigen, dass das Unternehmen mit seiner umfassenden Resilienz-Strategie auf dem richtigen Weg ist, unterstrich Vorstandschef Jörg Simon heute bei der Vorlage der Bilanz 2020. Dieser Weg werde weiter beschritten. Der Wasserverkauf sei um 3 Mio. m³ auf 223 Mio. m³, die Menge des gereinigten Abwassers in gleicher Größenordnung auf 258 Mio. m³ gestiegen. Prägend für beide Zahlen seien das weitere Wachstum der Metropolenregion und das erneut überdurchschnittlich warme und trockene Sommerwetter gewesen. Bei abermals unveränderten Preisen stieg der Umsatz um 23 Mio. Euro auf 1.184 Mio. Euro. Für das Land Berlin wurde ein von außerordentlichen Erträgen – Zinserstattungen für Umsatzsteuerforderung aus früheren Jahren – geprägter Gewinn von 194 Mio. Euro (2019: 113 Mio. Euro) erwirtschaftet.
Seit März 2020 arbeitet das Unternehmen unter stark veränderten Bedingungen – Home Office, wo immer möglich und veränderte Schichten in den Betriebsstellen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass es uns nicht nur gelungen ist, unser Kerngeschäft sowie die wesentlichen Services ohne Einschränkungen zu leisten, sondern dass wir 400 Mio. Euro in unsere Anlagen investiert haben. Auf uns kann sich Berlin verlassen“, unterstreicht Jörg Simon.
„Die Berliner Wasserbetriebe sind auch in der Krise verlässlich für Berlin, die Berlinerinnen und Berliner da – mit einer qualitativ hochwertigen Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung“, erklärt Ramona Pop, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe. „Mit ihrem hohen Investitionsvolumen von 400 Millionen Euro im Jahr 2020 leisten die Wasserbetriebe einen erheblichen Beitrag zur Erneuerung der städtischen Infrastruktur. Zudem ist dieses hohe Investitionsvolumen gerade in der Krise von hoher Bedeutung für die regionale Wirtschaft und Beschäftigung.“
Zwei Drittel der gegenüber 2019 um 16 Mio. Euro gestiegenen Gesamtinvestitionen flossen in den Betriebsteil Abwasserentsorgung und hier vor allem in das Programm zur Ausrüstung aller Berliner Klärwerke mit zusätzlichen Reinigungsstufen, die den sensiblen regionalen Wasserkreislauf weiter absichern sollen. Mit einem um 10 Mio. Euro auf 203 Mio. Euro gewachsenen Betrag wurden 118 km Rohre und Kanäle (2019: 130 km) neu gebaut bzw. saniert. Den größten Zuwachs dabei verzeichnete zum zweiten Mal in Folge die Erneuerung der großen Abwasserdruckleitungen, für die die Ausgaben nochmals um ein Drittel auf 46 Mio. Euro wuchsen. In der Trinkwasserversorgung stand der Neubau des Zwischenpumpwerks Lindenberg im Fokus, das mit seinen 68.000 Kubikmetern Speicherraum und einem Investitionsvolumen von rund 48 Mio. Euro künftig die Versorgung des Berliner Nordosten sichert. Zudem wurden viele Brunnen in den Wasserwerken erneuert. Damit reagiere man auch auf die mit der Trockenheit der vergangenen Jahre immer länger gewordene sommerliche Spitzenförderzeit. Aber auch den Service für die Berliner:innen habe man im Blick behalten. So sind 2020 stadtweit 50 neue vom Land Berlin finanzierte Trinkbrunnen gebaut und damit deren Netz auf aktuell 175 verdichtet worden.
Mit den auch künftig weiter wachsenden Investitionen und auch angesichts des demografischen Wandels haben die Berliner Wasserbetriebe einen großen Fachkräftebedarf, den sie sowohl über ihre breit aufgestellte und mehrfach ausgezeichnete Ausbildung als auch am Markt decken wollen. 2020 wurden 220 Kolleg:innen neu eingestellt, 154 externe Spezialist:innen und 66 aus der eigenen Ausbildung. Damit wuchs die Zahl der Beschäftigten im vierten Jahr in Folge und zwar um 49 auf 4.560. 92 Auszubildende haben ihre Ausbildung begonnen, acht Ausbildungsplätze hat das Unternehmen im letzten Jahr zusätzlich geschaffen, um jungen Menschen eine Chance zu geben, die pandemiebedingt andernorts ihre Ausbildung nicht antreten oder fortsetzen konnten.
Anwendungsbasierte Forschung, die von zahlreichen Projekten zur Digitalisierung flankiert wird, zeigt die Innovationsbereitschaft des Unternehmens und beschleunigt und qualifiziert Abläufe. Beispielsweise werde aktuell das Leit- und Informationssystem LISA smart fortentwickelt, das mehr als 300 Abwasseranlagen in Berlin vernetzt, überwacht und steuert, sodass es künftig die Ableitungssysteme vorhersagegestützt hydraulisch bewirtschaften kann. Basis dafür ist die Verknüpfung von Regenradardaten mit Simulationsmodellen der Kanalisation und der Abwasserpumpwerke. So werden alle Speichermöglichkeiten und die Leistung der Werke optimal ausgenutzt und Abwasserüberläufe in die Gewässer vermieden.
Für 2022 kündigte Simon den Umstieg von privatrechtlichen Preisen und Tarifen auf ein öffentlichrechtliches Gebührensystem für Trink- und Abwasser an. So könne man im Interesse aller Kund:innen eine Umsatzsteuerpflicht auf Schmutz- und Regenwasser vermeiden, die sonst infolge neuer rechtlicher Regelungen fällig wäre. Für Kund:innen ändert sich damit praktisch nichts, die Umstellung geschieht automatisch und wird in den kommenden Monaten ausführlich kommuniziert.
Mit der Installation von gut 4 Megawatt (MW) Solarleistung, der Errichtung eines der größten 2020 in Deutschland gebauten Windparks mit 31 MW und einem Umsatz von 125 Mio. Euro war 2020 das erfolgreichste Jahr der Berliner Stadtwerke. Die Tochtergesellschaft der Wasserbetriebe hat in den vergangenen fünf Jahren mit mehr als 210 Projekten etwa 40 Prozent aller Solaranlagen in Berlin installiert. Dazu gehören neben den sogenannten Bezirkspakten, bei denen der Bau von Solaranlagen gebündelt wird, auch Mieterstrom-Projekte. Auch hier finden Erzeugung und Verbrauch am selben Ort statt. Mieter:innen können damit nachhaltige Energie beziehen und dabei Geld sparen. Daneben sind Dutzende Solaranlagen auf landeseigenen Schulen, Unternehmen, Universitäten, Feuer- und Polizeiwachen und anderen öffentlichen Gebäuden errichtet worden.
„Ob in Gestalt der solaren Bezirkspakete, über die Mieterstrom-Plattform mit den großen Wohnungsbaugesellschaften, durch Dienstleistungen für die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) oder Kooperationen mit Hochschulen oder anderen Landesunternehmen wie BSR und BVG – wir treiben die Energiewende durch Projekte für das Land Berlin voran“, resümiert Jörg Simon. 28,3 Mio. Euro habe das Unternehmen im letzten Jahr investiert, 32.800 Tonnen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid würden bereits heute insgesamt durch das Engagement des Unternehmens vermieden, dessen gebaute Solar- und Windleistung sich auf 73 MW summiert. Inzwischen bezögen rund 22.000 Privathaushalte den regionalen Ökostrom der Stadtwerke, etwa 6.000 mehr als im Vorjahr.
Materialien zur Pressekonferenz stehen hier bereit: www.bwb.de/jahresrueckblick
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