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31.03.2016

Konzertierte Kanalreinigungsaktion

Gullygestank geht alle an: Land nimmt Berliner in die Pflicht

Den Berlinern stinkt es. Seit Jahren führen unangenehme Kanalgerüche insbesondere im Sommer bei den Berliner Wasserbetrieben nicht nur zu Kundenbeschwerden, sondern auch zu steigendem Aufwand für Gegenmaßnahmen. Deshalb haben sich nun das Land Berlin, die Bezirke und die Wasserbetriebe dazu abgestimmt, die Bürger stärker in die Pflicht zu nehmen. Dafür werden erstmals vom 2. Mai bis 16. September 2016 WC-Spülzeiten eingeführt, die künftig in den Sommermonaten für bessere Berliner Luft sorgen sollen. Damit die reinigende Wirkung unter Tage verstärkt wird, soll dies künftig bezirksweise und konzertiert geschehen.

Diese Spülzeiten, die tabellarisch hier www.bwb.de/spuelzeiten veröffentlicht sind, sollen morgens und abends für einen Schwall in den Kanälen sorgen, der Dreck und stehendes Wasser mit sich nimmt. „Wir bitten die Berlinerinnen und Berliner, in dieser Zeit einmal ihre Toilette zu spülen – egal ob sie zuvor benutzt wurde oder nicht und mit voller Kraft, also nicht mit der Spartaste“, sagt Ronald Sewer, Cheftechniker der Berliner Kanalisation. „Das verhindert Geruch und Korrosion, erspart teure Gegenmaßnahmen und nützt damit letztlich allen.“

Ein Informationsblatt unter dem Slogan „Frage nicht, was Dein Kanal für Dich tun kann, frage, was Du für Deinen Kanal tun kannst“ wird in sieben Sprachen aufgelegt und in Schulen, Bürgerämtern und anderen öffentlichen Stellen verteilt.

Ursache des Gestanks ist Fäulnis im Abwasser, das immer weniger wird und deshalb immer länger in der Kanalisation dümpelt. Den stinkenden Schwefelverbindungen rücken die Wasserbetriebe auf verschiedenen Arten zu Leibe: Sie hängen Deos in den Kanal, bauen Kanäle um und Geruchsfilter ein, dosieren Salze, die die Zersetzungen verhindern, und sie spülen mit jeder Menge Wasser. Das alles kostet viel Geld – bis zu 3 Millionen Euro pro Jahr. Und es löst das Problem oft nur vorübergehend.

Mehr Hintergrund dazu: http://www.bwb.de/spuelzeiten, http://www.welt.de/wirtschaft/article152318777/Die-verkannte-Gefahr-der-supersparsamen-Waschmaschine.html