Die Berliner Wasserbetriebe demonstrieren heute gemeinsam mit Berliner Bauunternehmen vor 550 Teilnehmern der Messe WASSER BERLIN (2. bis 5. Mai) modernste grabenlose Tiefbauverfahren auf stadtweit 21 Baustellen. Fachleute aus dem In- und Ausland informieren sich über neue Techniken beim Neubau, Austausch und der Sanierung von Rohrleitungen für Trink- und Abwasser. Diese zumeist in Berlin entwickelten grabenlosen Technologien machen außer für einen Start- und einen Zielschacht das Aufgraben der Straßen überflüssig. So werden Transporte, Lärm, Verkehrsstaus und Geld gespart und Bäumen nicht die Wurzeln zerhackt. Die Baustellen werden mit 16 thematischen, sechsstündigen Bustouren angesteuert. Seit 1993 organisieren die Wasserbetriebe im Rahmen der jetzt alle zwei Jahre stattfindenden Wasser-Messen diese Sightseeingtouren der besonderen Art.
Jeder zweite Kilometer Abwasserkanal wird heute in Berlin in grabenloser Bauweise errichtet. Seit 1984, dem Geburtsjahr des Mikrotunnelbaus, waren das rund 784 km Sammel- und Hausanschlusskanäle. Damit mussten mehr als 1,3 Mio. m² Fahrbahnfläche weder aufgebrochen noch wiederhergestellt werden. Über 2,4 Mio. m³ Boden wurden nicht ausgehoben. Rund 200.000 Kipper blieben unbeladen. Die CO2-Emissionen liegen bei offener Bauweise um 267 % höher als bei grabenlosen Bauverfahren.
Sanierung einer Abwasser-Hauptschlagader mit Gewebeschlauch und Swageliner
Eine rund 100 Jahre alte, einen Meter starke schmiedeeiserne Abwasserdruckleitung unter der Frankfurter Allee in Friedrichshain wird auf 440 m Länge zunächst nach dem so genannten Swageline-Verfahren saniert. Beim Swagelining (swage, engl. = Gesenkschmieden) wird in das alte Rohr mit einer Zugkraft von 150 Tonnen eine Kunststoffleitung eingezogen, die sogar noch einen fünf Zentimeter größeren Durchmesser hat. Die große Kraft streckt das neue Rohr und nach dem Einzug dehnt es sich an die Innenwand der alten Leitung. Diese Technik – hier demonstriert von der Ludwig Pfeiffer Hoch- und Tiefbau GmbH & Co KG aus Berlin – eignet sich für gerade Rohrstrecken.
Ein Stück weiter unterkurvt die Abwasserdruckleitung allerdings mehrfach die Zugänge zum U-Bahnhof Frankfurter Allee. Auch hier kommt faktisch ein neues in das alte Rohr, jedoch in Form eines Gewebeschlauches, der von Spezialisten der Berliner Karl Weiss Technologies GmbH mit einem Harzkleber getränkt und mit einer Maschine in das alte Rohr faltenfrei eingeblasen wird.
Beide Verfahren verlängern die Lebensdauer der alten Leitung um weitere 50 Jahre.