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27.04.2011

Ziel sind energieautarke Klärwerke

Leitungswasser trinken schützt das Klima / Abwasser ist Energiequelle

Die Berliner Wasserbetriebe haben das in ihrer Klimaschutzvereinbarung mit dem Land Berlin gesetzte Ziel, gegenüber 2005 insgesamt 35.000 t CO2-Emissionen einzusparen, um 6.000 t überboten. Das erklärt der Vorstandsvorsitzende der Berliner Wasserbetriebe, Jörg Simon, zur Eröffnung der Messe Wasser Berlin International. Der Erfolg sei das Ergebnis vieler Schritte. So habe man systematisch Treiber des Energieverbrauches analysiert und optimiert, so vor allem in den 160 Trink- und Abwasserpumpwerken des Unternehmens. Auch die Substitution von aus fossilen Rohstoffen zu umweltfreundlich selbst erzeugter Energie habe wesentlich dazu beigetragen. So betreibe man im Wasserwerk Tegel Berlins größte Solaranlage.

Das Unternehmen bezieht jährlich 240 GWh Strom, der zur Hälfte in die Abwasserentsorgung fließt. Hinzu kommen 60 GWh Strom, die durch Klärschlammverwertung CO2-neutral in den sechs Berliner Klärwerken selbst erzeugt werden. „Abwasser ist eine ergiebige Energiequelle, deren Potenzial wir immer besser zu nutzen lernen“, so Jörg Simon.

Das Unternehmen präsentiere zur Messe dem Fachpublikum sein umfangreiches Wissen zur Energieeffizienz. Jörg Simon: „Diese Stellschraube lässt sich sowohl unter klimapolitischen als auch betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten weiter fein justieren.“ Ein Ziel sei es etwa, einzelne Klärwerke energieautark zu betreiben: „Wir erzeugen heute 48 % des Strom- und 79 % des Wärmebedarfs unserer Klärwerke selbst aus unserem nachwachsenden Rohstoff Klärschlamm.“ Im Nordosten Berlins könnte Schönerlinde das erste CO2-neutrale Berliner Klärwerk werden. Drei Windräder mit einer Leistung von 6 MW sind auf dem Klärwerksgelände geplant. Die in einem Blockheizkraftwerk und einer geplanten Mikrogasturbine erzeugte Eigenenergie wird diese Zielstellung unterstützen.

Seit 1990 seien durch Energieeinsparungen und -substitution der Wasserbetriebe insgesamt 1,5 Mio. t CO2 nicht in die Atmosphäre entwichen. Aber auch jeder Berliner könne als Wassertrinker zum Klimaschützer werden, erklärt Jörg Simon. „Jeder Deutsche trinkt im Jahr im Schnitt 138 Liter Mineralwasser – Wasser das verpackt, transportiert und gekühlt werden muss. Allein in Berlin entspricht das einer CO2-Belastung von 99.000 t – und liegt damit um den Faktor 604 über dem Wert, wenn alle Berliner Leitungs- statt Mineralwasser genössen.“*

Die Berliner Wasserbetriebe spüren unter Beteiligung ihrer Mitarbeiter schlummernden Energiesparpotenzialen nach. „Im Herbst 2010 haben wir einen Energiewettbewerb initiiert und über 80 Anregungen und Vorschläge bekommen“, so Jörg Simon. Die besten Ideen – aus den Bereichen Wasseraufbereitung, Gebäudetechnik und IT – werden prämiert und umgesetzt.

* CO2-Fußabdruck, GUTcert GmbH, Berlin