Im Untergrund der Lahnstraße am Neuköllner Schifffahrtskanal errichten die Berliner Wasserbetriebe einen so genannten Stauraumkanal. In dem 133 Meter langen und 2,60 Meter mächtigen Bauwerk können bei starkem Regen bis zu 700 Kubikmeter Mischwasser zwischengespeichert werden, die heute noch direkt in den Neuköllner Schifffahrtskanal laufen würden.
Bei Wolkenbrüchen sind die Kapazitäten des Kanalnetzes lokal gelegentlich überfordert. Denn die Leistung der Pumpwerke ist auf ein Maß beschränkt, das in den Klärwerken den biologischen Reinigungsprozess nicht durch zu hohe Belastung gefährdet. Deshalb sind in der Kanalisation Regenüberläufe als „Sollbruchstellen“ angeordnet. Springen sie an, dann läuft dort mit Regen verdünntes Schmutzwasser ins nächste Gewässer. Um das zu verhindern, wird mit dem Neubau von Stauraumkanälen und dem Umbau von Regenüberläufen unterirdischer Speicher geschaffen bzw. aktiviert, dessen dreckige Fracht nach Regenende ganz regulär zum Klärwerk gepumpt werden kann.
Das Vorhaben an der Lahnstraße ist Teil eines vom Land Berlin mit den Berliner Wasserbetrieben vereinbarten Programms zur Verbesserung der Güte der Berliner Gewässer. Es sieht vor, bis zum Jahr 2020 insgesamt 302.000 m³ Stauraumkapazität in der innerstädtischen Mischwasserkanalisation zu schaffen. Davon sind heute bereits 213.000 m³ geschaffen worden.
An der Lahnstraße werden bis September 2011 rund 4,5 Mio. € investiert – zu 60 % vom Land Berlin und zu 40 % von den Berliner Wasserbetrieben. Mit der Bauausführung wurde die Arbeitsgemeinschaft Meyer & John/Echterhoff Bau beauftragt. Sie nutzt die Technologie des halboffenen Rohrvortriebs. Hierbei wird im Gegensatz zum „normalen“ unterirdischen Rohrvortrieb der abzubauende Boden über einen Graben oberhalb der Pressachse mit einem Bagger aus der Vortriebsmaschine entfernt. Das spart Platz und Kosten.
Eine Berliner Neuheit ist die selbst auslösende Schwallreinigungs-Technik dieses Stauraumkanals. An beiden Kopfenden entstehen Spülschächte. Steigt das Wasser im Stauraum füllt sich auch im Spülschacht eine Kammer. Wenn der Stauraum nach Regenende in die Kanalisation entleert wurde, wird schlagartig das in den Spülräumen gespeicherte Wasser freigegeben und „fegt“ den auf der Sohle abgelagerten Dreck zum Pumpenschacht.
Ein ähnlicher Stauraumkanal steht am Weigandufer ebenfalls in Neukölln kurz vor seiner Fertigstellung.