Unter der Stralsunder Straße in Mitte erneuern die Berliner Wasserbetriebe in dieser Woche einen alten Abwasserkanal durch Einzug eines mit Glasfasern verstärkten Kunststoffschlauches. Mit dieser hochmodernen und umweltfreundlichen Technik, deren Einsatz jährlich an Bedeutung gewinnt, haben die Wasserbetriebe seit 2008 insgesamt rund 60 Kilometer Abwasserkanäle wieder fit gemacht. Dahinter verbergen sich Hunderte Baustellen, von denen zwei Drittel selbst und ein Drittel von Spezialfirmen erledigt worden sind. Inliner sind vereinfacht gesagt Kunststoffschläuche, die in schadhafte Abwasserkanäle eingezogen und dort mit dem alten Kanal verklebt oder durch UV-Licht ausgehärtet werden. So ohne Aufgraben und schonend für Anwohner, Verkehr und Bäume renoviert ist der Kanal dann für mindestens 30 Jahre wieder uneingeschränkt nutzbar.
Glasfaserschlauch wird aufgeblasen und mit gleißendem Licht gehärtet
Wie funktioniert das Verfahren? Zuerst wird der Kanal durch Hochdruckspülen gesäubert und dann mit Kautschukblasen abgesperrt und so trocken gehalten. Ein Kameraroboter durchfährt den Bereich und dokumentiert die Lage der abzweigenden Hausanschlüsse und Schäden. Dann schlägt die Stunde des UV-Liners. Ein Schlauch aus mehreren Lagen harzgetränkten Glasfasergewebes wird mit einer Seilwinde im Kanal von einem Eisteigschacht zum nächsten gezogen. Je nach Länge und Dimension einer solchen so genannten Kanalhaltung zwischen zwei Schächten kann der Schlauch bis zu 90 Meter lang sein und einen Durchmesser von bis zu 60 Zentimetern haben. Ist der Schlauch im Kanal, wird er mit Druckluft aufgeblasen und damit an die Innenwände des alten Rohrs gedrückt. Anschließend durchfährt ein Lampenzug den Schlauch. Das Licht von acht UV-Strahlern mit je 400 Watt härtet das Harz und somit den Schlauch aus. Spezialisten der Wasserbetriebe steuern den Arbeitsablauf vom Lkw aus. Am Computer werden Druck, Temperatur und Tempo dokumentiert.
Sanierung und Renovierung überholt Neubau
Diese punktgenaue Art der Sanierung durch Inliner gewinnt in Zukunft erheblich an Bedeutung. Für die nächsten Jahre planen die Wasserbetriebe derzeit konkrete Maßnahmen mit einer Gesamtlänge von 40 Kilometern am Markt zu vergeben und pro Jahr rund 8 Kilometer mit eigenen Leuten zu erledigen. Nach dem weitgehenden Abschluss der Erstkanalisierung von Siedlungsgebieten in den Außenbezirken wird die Pflege der innerstädtischen Kanäle damit deutlich verstärkt. Insgesamt saniert bzw. renoviert das Unternehmen bis 2019 rund 390 Kilometer Abwasserkanäle und wendet dafür 567 Mio. Euro auf.