Am 11. und 12. Mai 2009 treffen sich die für die Abwasserentsorgung verantwortlichen Experten der deutschen Großstädte mit mehr als 200 000 Einwohnern auf Einladung der Berliner Wasserbetriebe zum Erfahrungsaustausch in Berlin. Dieses jährlich in wechselnden Städten ausgetragene Treffen wird zum 45. Mal von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) veranstaltet. Neben den Vertretern deutscher Großstädte werden auch Vertreter aus den Metropolen europäischer Nachbarländer von DWA-Präsident Otto Schaaf begrüßt, darunter aus Amsterdam, Wien und Zürich.
Gemeinsames Ziel der Experten ist es, kostengünstig ein Optimum an Gewässerschutz zu erzielen. Im Mittelpunkt der Berliner Konferenz stehen der Klimawandel und daraus folgende Anpassungsstrategien für die Abwasserentsorgung, Fragen der Energieeffizienz und CO2-Reduktion sowie die Entfernung so genannter Spurenstoffe aus dem Wasserkreislauf.
In den vergangenen Jahren sind vor allem durch die konsequente Verwertung des Klärschlamms mit hohem Brennwert bedeutende Energieeinsparungen erzielt worden. Sogar das „energieautarke Klärwerk“ wird diskutiert. Allerdings weisen die Spezialisten darauf hin, dass zusätzliche Reinigungsstufen in den Klärwerken auch zusätzliche Energie benötigen und damit die bisherigen Einsparungen kompensieren. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie gibt Qualitätskriterien vor, die eine weiter als bisher gehende Abwasserreinigung voraussetzen. Die DWA verweist darauf, dass ein gesellschaftlicher Dialog unumgänglich sei, um die wasser- und klimapolitischen Ziele in Einklang zu bringen.
Die Experten erklären zum Thema Spurenstoffe, dass Vermeidungsstrategien immer Vorrang vor technischen haben müssten. Spurenstoffe sind Reste von Arzneimitteln oder anderen Chemikalien, die durch menschlichen Einfluss in den Wasserkreislauf gelangt sind. Die Wasserwirtschaft könne nicht als Reparaturbetrieb für Versäumnisse in der Industrie oder im Gesundheitswesen fungieren. Das sei technisch zwar immer besser möglich, aber sehr aufwändig. Damit würden Kosten auf den Abwasser-Tarifzahler abgewälzt, die von diesem nicht verursacht worden wären. Es wird daher für strikte Umweltverträglichkeitsprüfungen vor der Zulassung von Chemikalien und Pharmaka plädiert, für die Rücknahmepflicht nicht benutzter Stoffe in Apotheken und bei Ärzten sowie für die Separierung der Abwasserentsorgung von der öffentlichen Kanalisation bei wichtigen Eintragsquellen wie etwa Krankenhäusern.