Ein neues Hightech-Verfahren zur grabenlosen Kanalsanierung hat Praxisreife erreicht und wird von den Berliner Wasserbetrieben erfolgreich angewandt. Mehr als fünf Kilometer Kanäle wurden in diesem Jahr ohne Aufbrechen der Straße besonders umweltverträglich saniert.
Zum Verfahren: Der zu sanierende Kanalabschnitt wird durch Hochdruckspülen gesäubert und dann mit Kautschukblasen abgesperrt und so trocken gehalten. Ein Kameraroboter durchfährt den Bereich und dokumentiert die Schäden. Dann schlägt die Stunde des neuen UV-Liners. Ein Schlauch aus mehreren Lagen harzgetränkten Glasfasergewebes wird mit einer Seilwinde im Kanal von einem Eisteigschacht zum nächsten gezogen. Je nach Länge und Dimension einer solchen Kanalhaltung zwischen zwei Schächten kann der Schlauch bis zu 90 Meter lang sein und einen Durchmesser von bis zu 60 Zentimetern haben. Ist der Schlauch im Kanal, wird er mit Druckluft von bis zu 650 Millibar aufgeblasen und so an die Innenwände des alten Rohrs gedrückt. Anschließend durchfährt ein Lampenzug den Schlauch. Das Licht von acht UVStrahlern mit je 400 Watt härtet das Harz und somit den Schlauch schnell und dauerhaft aus.
Spezialisten der Wasserbetriebe beobachten und steuern den Arbeitsablauf vom Lkw aus. Am Computer werden Druck, Temperatur und Tempo dokumentiert. Gut fünf Kilometer Schlauchliner in mehr als 100 Kanalabschnitten hat das Team seit Mai dieses Jahres in den Berliner Untergrund eingezogen – deutlich mehr als erwartet.
„Bisher haben wir pro Jahr rund 80 Millionen Euro in das Berliner Abwasserkanal- system investiert“, erklärt Norbert Schmidt, Technik-Vorstand der Wasserbetriebe. Davon wurde etwa jeweils die Hälfte für die Erweiterung des Netzes durch Kanalisierung von Altsiedlungsgebieten sowie für Reparaturen und Sanierungen ausgegeben. Bis 2015 soll die Neuerschließung bewältigt sein. „Dann“, so Schmidt, „fließen die frei werdenden sowie zusätzliche Mittel in die Erhaltung des bestehenden Netzes, das zur Hälfte älter als 75 Jahre ist. Die Experten erwarten, dass ein mit einem UV-Liner renovierter Kanal dann ein halbes Jahrhundert hält. Damit lohnt sich für uns die Anschaffung der neuen Technik, die je Einheit rund 600.000 Euro kostet.“