Für die Berliner Wasserbetriebe hat sich der nur vom Jahrhundertsommer 2003 durchbrochene Trend des rückläufigen Wasserabsatzes durch den feuchten Frühsommer 2004 verstärkt. Während die Abwasserreinigung 2004 mit 232,3 Mio. m³ um knapp 1 % über dem Vorjahreswert lag, sank die Wasserförderung um 6 % auf 209,3 Mio. m³. Der Haushaltsverbrauch pro Einwohner und Tag reduzierte sich gegenüber 2003 um 10 Liter auf 117 Liter. Das bedeutet, dass im Durchschnitt jeder Berliner 2004 insgesamt monatlich 17,89 € für Trink-, Schmutz- und Regenwasser aufgewendet hat, einen Euro mehr als im Jahr zuvor.
Mit 1.056,8 Mio. € wurde 2004 ein gegenüber dem Vorjahr um rund 7 % gestiegener Umsatz verbucht. Dies ist überwiegend auf die Anpassung der Tarife am Jahresanfang zurückzu- führen. Nachdem 2003 außerordentliche Effekte zu einem mit 116,4 Mio. € vergleichsweise hohen Jahresüberschuss beigetragen haben, liegt dieser Wert nach dem Wegfall dieser Sonderfaktoren 2004 bei 62,4 Mio. €. Das operative Ergebnis liegt auf Vorjahresniveau.
Kostensenkung in allen Bereichen des Unternehmens
Mit einer strategischen Investitionsplanung, mit Effizienzsteigerungsprojekten in allen Bereichen des Unternehmens und durch den Beitritt zum Tarifvertrag der Versorgungswirtschaft wird eine stringente Kostensenkungspolitik umgesetzt. In den kommenden fünf Jahren werden rund 60 Mio. € durch die Umsetzung bereits eingeleiteter Optimierungsprogramme gespart, nachdem seit 2000 die vom Unternehmen beeinflussbaren Kosten bereits um 30 % reduziert werden konnten. Um weitere ca. 60 Mio. € werden in dieser Zeit die Personalkosten durch den neuen Tarifvertrag sinken, der zugleich moderner und flexibler handhabbar ist.
Ende 2004 beschäftigten die Wasserbetriebe 5.210 (2003: 5.283) Mitarbeiter. Da mehr als 17 % von ihnen in Teilzeitmodellen arbeiten, lag die Zahl der Personenjahre (PJ) bei 4.787 (2003: 4.977 PJ). Insgesamt wurden 386 Jugendliche in einem von 18 Berufen ausgebildet. Dies entspricht einer Ausbildungsquote von 7,4 %. Damit ist das Unternehmen nicht nur in Berlin führend.
Erstkanalisierung wird vorangetrieben
Insgesamt wurden im Berichtsjahr 298,3 Mio. € (2003: 275,4 Mio. €) in Infrastruktur und Anlagen investiert. Davon waren 250,2 Mio. € (2003: 234,2 Mio. €) eigenfinanziert. Wie auch in den Vorjahren flossen zwei Drittel dem Bereich Entwässerung zu. Das Abwassernetz (Schmutz-, Regen- und Mischwasserkanäle sowie Abwasserdruckrohre) wuchs per Saldo um 119 km auf 10.439 km. So wurden allein 56,1 km Kanäle neu gebaut bzw. durch neue ersetzt, 4,7 km mehr als im Vorjahr. Dieser Trend wird sich 2005 verstärken. Rund 52 Mio. € - 55 % mehr als im Vorjahr - werden 2005 in die Erstkanalisierung von Wohngebieten investiert. Allein dafür entstehen insbesondere im Ostteil der Stadt 49 km neue Kanäle (2004: 23 km) sowie rund 1.800 (1.150) Hausanschlüsse für etwa 5.300 (3.400) Berliner. Gegenwärtig hat Berlin einen Kanalisierungsgrad von rund 99 %, rund 40.000 Berliner entsorgen ihr Abwasser noch über abflusslose Gruben. 2006 werden zur weiteren Erschließung sogar rund 58 Mio. € investiert. Der Schwerpunkt liegt in den Ortsteilen Hellersdorf, Hohenschönhausen und Treptow. In Margarethenhöhe (Lichtenberg-Hohenschönhausen) entsteht 2005 als Pilotvorhaben eine dezentrale Abwasserreinigungsanlage mit hochwirksamer Membrantechnologie, die die Berliner Ablaufgrenzwerte deutlich unterbietet.
Die Strategie vorausschauender Investitionen und Instandhaltung im 7.830 km langen Rohrnetz schlug sich in einer erneuten und mit 16 % deutlichen Senkung der Rohrschäden auf 958 nieder. Darüber hinaus wurde in diesem Frühjahr eine Initiative zur Auswechslung der ca. 20.000 alten Hausanschlussleitungen aus Blei gestartet. Mit Investitionen von bis zu 10 Mio. € wird in den kommenden Jahren Straßenzugsweise vorgegangen. Ende dieses Monats ist der ehemalige Bezirk Mitte als erster Ortsteil bleifrei.
Imagekampagne und Innovationen für saubere Spree und Havel
Der überragende Teil der Hauptstädter testiert dem Berliner Trinkwasser in einer aktuellen Befragung sehr gute bzw. gute Qualität. Deshalb nutzen zwei Drittel der Berliner das Wasser aus dem Hahn als gesundes und preiswertes Getränk, wissend, dass es das am besten kontrollierte Lebensmittel ist. Zugleich wollen viele Berliner gern mehr über das Wasser und die Leistungen der Berliner Wasserbetriebe wissen. Diesem Interesse entspricht das Unternehmen mit einer Imagekampagne. Deren Anzeigen und Plakate machen Kunden und Verbraucher auf die Vorzüge ihres "Lebenselixiers" aufmerksam und dienen als Bindeglied zu den bewährten Kommunikationsmitteln. Gleichzeitig ist eine interne Offensive für bessere Kundenfreundlichkeit angelaufen, zu der u.a. ein neues Service-Zentrum gehört, dass ab Anfang Juni die telefonischen und schriftlichen Reaktionszeiten deutlich verkürzen wird.
Bis Ende dieses Jahrzehnts bauen die Berliner Wasserbetriebe zehn Bodenfilter für die Klärung verschmutzten Regenwassers von Straßen. Der erste wurde Ende 2004 in Biesdorf übergeben. Mitte Juni wird der zweite Filter in Adlershof fertig und der dritte am Halensee begonnen. Nach der weitestgehenden Optimierung der Klärwerke können nennenswerte Verbesserungen der Wasserqualität in Spree und Havel vor allem durch die Reinigung von Regenwasser bzw. die Verhinderung von Mischwasserüberläufen bei Starkregen erzielt werden. Vorangetrieben wird auch das Sanierungskonzept für die Mischwasserkanalisation in den Innenstadtbezirken. Allein durch die weitgehend fertig gestellte zentrale Steuerung aller 145 Abwasserpumpwerke - eines der bedeutendsten Automatisierungsvorhaben des Unternehmens - können ca. 15 % dieser Überläufe verhindert werden. Gleichzeitig wird das Rückhaltevolumen der Kanäle durch Verstärkungen und Umbauten im Mischwasserkanalnetz erhöht.