Zum Hauptinhalt springen
19.05.2005

Grundpreis macht Wassertarife vergleichbarer

Verursachergerechteres Entgeltsystem bildet hohe Fixkosten ab

Die Berliner Wasserbetriebe halten die von den Berliner Wirtschaftsverbänden verlangte Ablösung der bisherigen reinen Mengenpreise durch ein System aus Grund- und Mengenpreisen für Trink- und Schmutzwasser für sinnvoll. Sie sind über dieses Vorhaben mit ihren Gesellschaftern (Land Berlin, RWE, Veolia) in einem intensiven Dialog. Mit einem solchen Tarifsystem würden die Kubikmetertarife deutlich sinken. Zugleich würde ein monatlicher Grundpreis für die Bereitstellung der Ver- bzw. Entsorgungsinfrastruktur eingeführt. Diese Tarifstruktur wenden alle anderen Versorger - Strom, Gas, Telekommunikation und auch nahezu alle anderen Wasserversorger - seit jeher an. Auch die Berliner Wasserbetriebe hatten dieses System im früheren Westberlin bis Mitte der 1980er Jahre.
 
Der Aufwand für die Infrastruktur steigt stetig. Allein von 1996 bis 2004 ist das Rohr- und Kanalnetz der Berliner Wasserbetriebe um 1.059 km auf insgesamt 18.269 km gewachsen. Während derselben Zeit sank der Wasserabsatz um 28 Mio. m³ auf 201 Mio. m³ im Jahr. Mit der breiter werdenden Schere zwischen sinkendem Absatz und wachsender Infrastruktur klettern die Fixkosten, deren Anteil an den Gesamtkosten heute bereits mehr als 80 % ausmacht. Werden weniger Kubikmeter Wasser verkauft bzw. Abwasser gereinigt, dann verteuert sich der einzelne Kubikmeter. Das Grundpreismodell bildet einen Teil der Kosten für diese Infrastruktur gesondert ab und entlastet damit den Kubikmeterpreis.
 
Die Einführung des neuen Tarifsystems wird für die Berliner Wasserbetriebe aufkommensneutral und für die Kunden verursachergerechter sein. Dabei gilt das Prinzip, dass kostengünstiger versorgt und abgerechnet werden kann, wer mehr über einen Anschluss abnimmt, als jemand mit einem geringen Verbrauch. Zudem werden die Tarife damit mit denen in anderen Städten vergleichbarer. In solchen Vergleichen wird oft nur der Mengenpreis angeführt. Durch das Fehlen eines Grundpreises erscheint dieser damit in Berlin hoch.

Die neue Tarifstruktur soll die immensen Anstrengungen des Unternehmens zur Dämpfung der Entwicklung der Trink- und Abwasserpreise flankieren. So konnten durch Programme zur Kostensenkung und Reorganisation die vom Unternehmen beeinflussbaren Kosten seit 1999 um rund 30 % gesenkt werden.

Der Zusammenhang zwischen sinkendem Absatz und Fixkosten führt auch dazu, dass der "gefühlte" Wasserpreis immer mehr steigt. Kunden sparen Wasser, weil der Tarif je Kubikmeter wächst. Werden jedoch die tatsächlichen Gesamtaufwendungen der Kunden für Trink-, Schmutz- und Regenwasser pro Jahr betrachtet, dann hat sich seit Mitte der 90er Jahre wenig verändert. Denn sinkende Verbrauchsmengen und steigende Kubikmeterpreise heben sich weitgehend gegenseitig auf. Der Umsatz mit Wasser und Abwasser lag 2004 mit rund 1.040 Mio. € nur rund 7 % über dem entsprechenden Wert des Jahres 1996. Die Inflation betrug in dieser Zeit nach Angaben des Statistischen Bundesamtes allein 11,4 %.