Gegenüber 1990 werden heute aus den Berliner Kläranlagen 81% weniger Phosphor und 98% weniger Ammoniumstickstoff in Spree und Havel eingetragen. Phosphor als Nährstoff ist hauptverantwortlich für das Algenwachstum. Besonders giftig für Fische ist Ammoniumstickstoff, dieser zehrt den Sauerstoff aus dem Gewässer. Beide Stoffe sind direkte Einflussgrößen für die Gewässerqualität. Die Berliner Abwassermenge ist in dieser Zeit aber nur um 28% gesunken. "Dies verdeutlicht den großen Qualitätssprung, den die Berliner Wasserbetriebe sowohl durch die gesteigerte Reinigungsleistung ihrer Kläranlagen als auch durch eine veränderte Verteilung der Abwasserströme erreichen konnten", erklärt die Berliner Umweltstaatssekretärin Maria Krautzberger. Mit mehr als vier Mrd. Euro beziffert Ludwig Pawlowski, technischer Vorstand der Berliner Wasserbetriebe, die Investitionen des Unternehmens seit 1990 in die hauptstädtische Infrastruktur zur Ableitung und Klärung des Abwassers.
Der Schutz der Wasserressourcen hat für Berlin einen beträchtlichen Stellenwert. Die ausgedehnten Wasserflächen sind intensiv genutzte Erholungsgebiete für die Berliner und Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Aus den Versickerungen der Flüsse und Seen speist sich das Grundwasser aus dem Berlin sein gesamtes Trinkwasser gewinnt. Und: Berlin ist eine - in Bezug auf Wasser - austauscharme Region. Spree und Havel sind praktisch weniger Flüsse als lang gestreckte Seenketten. Zwei Drittel ihres Wassers hat bereits einmal menschlichen Gebrauch hinter sich.
Berliner Technologie unterbietet strenge Vorgaben
Deshalb sind auch die Vorgaben der Berliner Behörden für die Reinigungsleistung der Kläranlagen deutlich strenger als die gesetzlichen Vorschriften des Bundes. Die Berliner Wasserbetriebe unterschreiten heute mit allen sechs Klärwerken die vom Bund vorgegebenen Werte um durchschnittlich 61 %, die darüber hinaus gehenden Werte Berlins um 23 %. Die Technologie dafür, die Kombination der biologischen Phosphorelimination mit Nitrifikation und Denitrifikation, wurde in Berlin entwickelt.
Stilllegung und Umverteilung entlasten Innenstadt-Gewässer
In den 90er Jahren ging die Menge des zu reinigenden Abwassers um 28 % zurück und bleibt seit 1998 nahezu gleich. Die notwendigen Kapazitätsanpassungen wurden bei Anlagen vollzogen, deren Ertüchtigung die höchsten Kosten verursacht hätte. Deshalb wurden die Rieselfelder sowie die Klärwerke Adlershof, Marienfelde und Falkenberg stillgelegt.
Durch die Umverteilung von Abwasserströmen, z.B. Überleitung von Spandauer Abwasser in das Klärwerk Wansdorf sowie Aufteilung der Abwassermengen des 2003 stillgelegten Werkes Falkenberg auf die Anlagen Schönerlinde und Waßmannsdorf, treten positive Wirkungen in Spree und Havel in Berlin ein. Zum Schutz des Badegewässers Unterhavel (Wannsee) wird der Ablauf des Klärwerkes Ruhleben im Sommerhalbjahr in den Teltowkanal - er fungiert de facto als "Umgehungsstraße" für die innerstädtische Spree - gefördert.
Klar: Drei Meter Sichttiefe
Im Nordgraben fließt das im Klärwerk Schönerlinde gereinigte Wasser zum Tegeler See. An seiner Mündung nahe dem Tegeler Hafen entfernt die Oberflächenwasser-Aufbereitungsanlage (OWA) Tegel aus dem ohnehin auf hohem Niveau gesäuberten Wasser weitere 96 % des Phosphors und 88 % der abfiltrierbaren Stoffe. Damit wirkt die OWA Tegel faktisch als vierte Reinigungsstufe dieses Klärwerks. Mit großem Erfolg: Die Durchströmung mit sauberem Wasser hat die Sichttiefe im Tegeler See in den vergangenen Jahren von wenigen Zentimetern auf rund drei Meter verbessert.
Für den nach EU-Wasserrahmenrichtlinie bis zum Jahr 2015 zu erreichenden "guten Zustand" der Gewässer kann beispielhaft der Tegeler See in Berlin angesehen werden. Damit ist der Tegeler See das sauberste Berliner Gewässer.
Berliner Senat: Tegeler See wird zum Maßstab
Ein wesentliches Ziel des Berliner Abwasserbeseitigungsplans ist es, künftig im gesamten Spree-Havel-Einzugsgebiet die Gewässergüteklasse II und damit die Qualität des Tegeler Sees zu erreichen, erklärt Umweltstaatssekretärin Maria Krautzberger das Ziel des Berliner Senats. Um die Eutrophierung der Gewässer zu senken, würden mit den Berliner Wasserbetrieben Investitionen vereinbart, die die Einträge von Nährstoffen - insbesondere von Phosphor - minimieren. Die dem Klärwerk Schönerlinde nachgeschaltete Technologie der OWA Tegel ist dafür beispielhaft. Für eine verbesserte Badegewässerqualität werden zudem Vorhaben entwickelt, die Keime in den Klarwasserabläufen weiter reduzieren.