Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) haben1999 - dem Jahr ihrer Teilprivatisierung an ein Konsortium aus RWE, Vivendi und Allianz - bei einem gestiegenen Umsatz einen höheren Cash flow als 1998 erwirtschaften können. Dabei wird auf Grund der Kapitalmaßnahmen zur Entschuldung des Tochterunternehmens SVZ ein negatives Ergebnis ausgewiesen.
Die Umsatzerlöse stiegen bei leicht sinkendem Wasserverkauf aufgrund von Umsatzabgrenzungen aus Vorjahren von 1 908 Mio DM auf 1 986 Mio DM. Mit Trink- und Abwasser wurde ein Umsatz von 1 928 Mio DM nach 1 855 Mio DM im Jahr 1998 erzielt. Aus dem Wasserverkauf wurden 740 Mio DM nach 748 Mio DM im Vorjahr erlöst. Die Umsätze durch Entwässerungsleistungen stiegen von 1 107 Mio DM auf 1 188 Mio DM.
Der Cash flow stieg von 800 Mio DM auf 886 Mio DM. Es wurde ein Ergebnis von - 91,1 Mio DM gegenüber 64,8 Mio DM im Vorjahr erzielt. Hauptgründe für den Ergebnisrückgang sind die Kapitalmaßnahmen zur Entschuldung der SVZ Schwarze Pumpe GmbH sowie Wertberichtigungen auf Forderungen gegen das Land aus der Entwässerung öffentlicher Straßen und Plätze.
Die Bilanzsumme der Berliner Wasserbetriebe stieg gegenüber dem Vorjahr von 11 121 Mio DM auf 13 314 Mio DM. Davon entfallen rund 89 Prozent (Vorjahr: 87 Prozent) auf das Anlagevermögen. Das Eigenkapital in Höhe von 5 161 Mio DM (5 566 Mio DM) hat am Gesamtkapital einen Anteil von 39 (50) Prozent.
718 Millionen DM investiert
Angesichts des weiterhin sinkenden Wasserverbrauchs wurden die Investitionsausgaben reduziert. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 718 Mio DM (1998: 814 Mio DM) in Infrastruktur und Anlagen investiert.
Wie bereits in den vergangenen Jahren floß das Gros mit 537 Mio DM (600 Mio DM) dem Bereich Entwässerung zu. In die Wasserversorgung wurden 181 Mio DM nach 214 Mio DM im Vorjahr investiert.
Zum Jahresende 1999 waren im Unternehmen insgesamt 6 262 (6 413) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Durch Vorruhestandsregelungen verließen 165 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Unternehmen. 120 Jugendliche wurden in die Ausbildung aufgenommen.
Die seit 1996 geltenden Preise wurden im vierten Jahr stabil gehalten. Ein m³ Wasser kostet unverändert 3,69 DM (3,45 DM + 7% USt.). Das Entwässerungsentgelt betrug im vergangenen Jahr 4,85 DM/m³ und ist für die Kunden in Berlin steuerbefreit. Aufgrund des Abwasser-Entgeltsplittings konnte das Schmutzwasserentgelt im Januar 2000 um rund 1 DM/m³ auf 3,86 DM/m³ reduziert werden. Demgegenüber wurde ein Niederschlagswasserentgelt eingeführt, das im Durchschnitt für dieses Jahr 2,44 DM je Quadratmeter versiegelte und in die Kanalisation entwässernde Fläche beträgt. Diese für die BWB erlösneutrale Neuregelung entlastet rund 90 Prozent aller Berliner um durchschnittlich 13 Prozent ihrer zuvor für Trink- und Abwasser angefallenen Kosten.
Technik: Daten & Fakten
1999 wurden von den elf Wasserwerken 224 Mio m³ Wasser gefördert, rund 2 Mio m³ weniger als 1998. Die durchschnittliche täglich geförderte Wassermenge lag bei 614 200 m³ (1998: 618 300 m³), die höchste wurde am 3. August mit 910 600 m³ erzielt. Zum Vergleich: Die Kapazität der Wasserwerke würde eine Gesamtförderung von 1,140 Mio m³ pro Tag erlauben. Der durchschnittliche Haushaltsverbrauch pro Einwohner und Tag sank um zwei Liter auf 124 Liter Wasser. Im 7 759 km langen Versorgungsnetz (1998: 7 733 km) mußten 1 149 Rohrschäden und -brüche behoben werden, 14 mehr als 1998.
In den Klärwerken - die BWB betreiben fünf eigene und sind darüber hinaus Betriebsführer der Anlagen in Wassmansdorf und Wansdorf - wurden 1999 insgesamt 231 Mio m³ Abwasser (Vorjahr: 239 Mio m³) gereinigt, rund sieben Prozent davon stammte von Gemeinden und Zweckverbänden aus dem Umland der Stadt. Das Abwasser wurde von 142 Pumpwerken gefördert. Die Länge der Schmutz-, Regen- und Mischwasserkanäle erhöhte sich von 8 813 auf 8 932 km.
Beteiligungsgesellschaften auf gutem Weg
Sekundärrohstoff-Verwertungszentrum Schwarze Pumpe GmbH (SVZ)
Das SVZ hat 1999 aufgrund der durchgeführten Kapitalmaßnahmen mit einem positiven Ergebnis in Höhe von 102,5 Mio DM (1998: -54,3 Mio DM) abgeschlossen. Die Umsatzerlöse stiegen in einem erneut problematischen Marktumfeld - die Annahmepreise zahlreicher Abfälle haben sich halbiert, der seit 1998 erreichte historische Tiefstpreis für Methanol erholte sich erst in der zweiten Jahreshälfte - von 104,4 Mio DM im Vorjahr auf 106,5 Mio DM. Nach rund anderthalbjähriger Verzögerung ging die Müllaufbereitungsanlage in Betrieb. Damit konnten nach der Akqusition der Entsorgung des Dresdener Siedlungsabfalls weitere große Anschlußaufträge gewonnen werden, z.B. über die Sanierung der Teerseen von Terpe und Zerre in der Niederlausitz sowie über die Hausmüllverwertung des Landkreises Schwäbisch Hall.
Klärwerk Wansdorf GmbH
Das neue Klärwerk der gemeinsamen Tochter von BWB, UCB, den Städten Oranienburg, Velten, Hennigsdorf und Falkensee sowie dem Trink- und Abwasserverband Glien ging am 5. Juli 1999 in Betrieb. In die Anlage wurden 100 Mio DM investiert.
Wasser Nord
Das Gemeinschaftsunternehmen der BWB mit sechs Nordberliner Gemeinden hat 1999 seinen Umsatz von 7,2 Mio DM auf 7,9 Mio DM gesteigert. 3,6 Mio DM wurden in die Sanierung und den Ausbau des Leitungsnetzes investiert.
Alle anderen 1999 zu den BWB gehörenden Tochter- und Beteiligungsgesellschaften sind inzwischen an die Berlinwasser Holding AG übertragen worden.
Ausblick: Veränderungen zeigen Wirkung
Durch die Bildung von Ergebniscentern erhalten die Unternehmensstrukturen der Berliner Wasserbetriebe mehr Selbständigkeit aber auch mehr Verantwortung für Kosten und Ergebnis. Zur Optimierung der Kostenstruktur wird mit Benchmarks gearbeitet. Diese Maßnahmen werden sich bereits in diesem Jahr auf das Unternehmensergebnis auswirken.
Ein Programm zum Insourcing bisher fremdvergebener Leistungen ist angelaufen. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Verpflichtung, mindestens 15 Jahre auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.
Die Investitionsverpflichtungen über insgesamt 5 000 Mio DM in den kommenden zehn Jahren werden erfüllt. Für dieses Jahr sind entsprechende Ausgaben in Höhe von insgesamt 648 Mio DM geplant.
Der seit zehn Jahren anhaltende Trend zurückgehenden Wasserverbrauchs ist in diesem Jahr aufgrund des warmen und trockenen Frühsommers gestoppt worden. Bis Mitte Juli stieg der Absatz von Trinkwasser um etwa 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.