Die wachsende Stadt und die Herausforderungen des Klimawandels bleiben die zentralen Herausforderungen der Berliner Wasserwirtschaft, die im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit 2017 etwas aufatmen konnte: Der überdurchschnittliche Regen hat Stadtnatur und Grundwasser gutgetan. Er ist allerdings auch für das gesunkene wirtschaftliche Ergebnis der Wasserbetriebe verantwortlich.
2023 ist in Berlin mit mehr als 700 Litern pro Quadratmeter fast doppelt so viel Regen gefallen wie im Jahr zuvor, im Vergleich zum langjährigen Mittel war es ein Plus von 34 Prozent. Dies hat zum einen dazu geführt, dass der Trinkwasserverkauf mit 211 Mio. m3 leicht gesunken ist (2022: 215,5 Mio. m3), zum anderen ist die Abwassermenge deutlich gestiegen. Sie wuchs auf 265 Mio. m3 (2022: 248 m3).
Beides hat direkte Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Kennzahlen: 2023 haben die Berliner Wasserbetriebe bei abermals gleich gebliebenen Gebühren mit 1.278,9 Mio. EUR einen gegenüber 2022 um 25,7 Mio. EUR geringeren Umsatz erwirtschaftet. Aufgrund der aus Ressourcen-Sicht positiven Wetterlage wurde weniger Wasser verkauft und der gestiegene Aufwand für die Mitbehandlung von Regenwasser wird nicht vergütet. Dabei sank der Jahresüberschuss um 46,4 Mio. EUR auf 219,9 Mio. EUR. Der Bilanzgewinn beläuft sich auf 114,3 Mio. EUR. Die Investitionen lagen mit 474 Mio. EUR (2022: 401,5 Mio. EUR) deutlich über dem Niveau des Vorjahres.
Täglich 1,3 Millionen Euro investiert
Dazu die Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe und Aufsichtsratsvorsitzende des Unternehmens, Franziska Giffey: „Die Wasserbetriebe sorgen für das wichtigste Gut unserer Stadt: sauberes und geschmacklich hervorragendes Trinkwasser und eine sichere Abwasserentsorgung. Sie sind in unserer Hauptstadt ein starkes, kommunales Unternehmen für die Daseinsvorsorge der Berlinerinnen und Berliner und ein bedeutender Partner auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen und nachhaltigen Berlin. Die Wasserbetriebe haben 2023 im Schnitt jeden Tag 1,3 Mio. Euro investiert, unter an-derem in Klärwerke, Infrastruktur, in moderne IT-Technik und Elektrofahrzeuge. Für 2024 und 2025 sind Investitionen von jeweils rund 642 Mio. Euro geplant. Ein Schwerpunkt sind dabei Maßnahmen gegen klimatische Herausforderungen wie Starkregen und Trockenheit. Um die verlässliche Wasserversorgung und Abwasserentsorgung mit hoher Qualität zu gewährleisten, sichern sich die Wasserbetriebe auch die notwendigen Fachkräfte für die Zukunft durch die Ausbildung neuer Talente. Mit 270 Auszubildenden in 20 Berufen und dem digitalen Ausbildungscampus leisten die Wasserbetriebe einen vorbildlichen Beitrag dazu, dass unsere Stadt funktioniert.“
Kleine Atempause, Ressource unter Druck – wir packen an
„Der Regen hat uns eine willkommene Atempause verschafft“, sagt Prof. Dr. Christoph Donner, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe. „Aber es bleibt dabei: Wasser ist eine Ressource unter Druck. Der Wasserkreislauf, den wir nachhaltig bewirtschaften, hat uns gut durch die vergangenen Dürrejahre getragen. Damit das so bleibt, investieren wir in bessere Abwasserreinigung, in neue Wasserwerksstandorte wie Jungfernheide und Johannisthal und in unsere verlässliche Infrastruktur. Aber wir alleine schaffen das nicht. Wir brauchen eine Transformation auf vielen Ebenen, beim klimagerechten Stadtumbau, bei der Nutzung unseres Abwassers und beim Ressourcenschutz.“
So entstehen gegenwärtig in fünf der sechs Klärwerke zusätzliche Reinigungsstufen zur weitergehenden Phosphor- und Stickstoffentfernung sowie zur Spurenstoff- und Keimreduzierung. Die sechste Anlage – Stahnsdorf – wird als bis 2034 fertigzustellender Komplettneubau geplant, der die neuen Techniken von Beginn an umfasst und doppelt so viel Abwasser reinigt wie das heutige Werk.
Mehr Arbeit, mehr Personal, neue Berufe und neuer Lernort
2023 waren bei den Berliner Wasserbetrieben 4.751 Menschen beschäftigt (2022: 4.636) – knapp 300 von ihnen hat das Unternehmen im vergangenen Jahr neu eingestellt. Auch die eigene Ausbildung mit Übernahmegarantie für mindestens ein Jahr ist ein wichtiges Standbein für die Personalstrategie des Unternehmens, die Ausbildungsquote liegt bei 5,4 Prozent und soll in den nächsten Jahren steigen.
An der Lichtenberger Fischerstraße bauen die Wasserbetriebe einen Aus- und Weiterbildungscampus für digitales Lernen. Der erste Bauabschnitt wurde erst kürzlich eingeweiht: In einem ehemaligen Abwasserpumpwerk ist mit Fördermitteln des Landes Berlin der AQUA.Campus entstanden, ein Ort für modernes Lernen, der mit Augmented und Virtual Reality, Robotik und KI auf dem Stand der aktuellen Entwicklung ist. Hier bildet das Unternehmen in Berufen wie Umwelttechnolog:in für Abwasserbewirtschaftung, für Rohrleitungsnetze und Industrieanlagen und für Wasserversorgung sowie in Energiewendeberufen aus. Der moderne Lernort steht auch kleineren Unternehmen und Handwerksbetrieben offen, die eine solche Ausbildung nicht allein bewerkstelligen können.
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