Gänsebraten macht glücklich, zu Weihnachten besonders. Das liegt auch am Fett. Was sich bei Menschen auf die Hüften setzt und sie träge und faul macht, setzt sich im Abwasser an Kanalwände und wird dort faulig. Das stinkt uns im Kanalbetrieb und stört auch im Klärwerk. Das liegt an der Fettliebe von Microthrix parvicella, einem Fadenbakterium im Abwasser. Bei weihnachtlicher Nahrungsschwemme schalten die kleinen Gesellen von Mikro auf Makro, vermehren sich ungebremst und lassen so Klärwerke überschäumen, wenn ihnen nicht mit zusätzlichem Aufwand an Chemie und/oder physikalischen Tricks Einhalt geboten wird.
Wenn Klärwerker:innen weihnachtlich ums Herz wird, dann kam dazu über viele Jahre auch ein tiefer Seufzer. Denn obwohl zum Fest fast das gesamte öffentliche Leben pausiert, ergo auch weniger Abwasser in die Kläranlagen fließt, schäumten dort immer wieder die Becken über. Massen an Schwimmschlamm – eine auf der (Ab-)Wasseroberfläche schwimmende Melange aus organischen Rückständen und Mikrorganismen – trat auf und gelegentlich auch über die Beckenränder.
In den letzten Jahren haben wir das Problem zwar mit Umbauten, Flockungshilfs- und Antischaummitteln entschärft.
Deshalb appellieren die Berliner Wasserbetriebe an alle Bratenden, das in Töpfen und Tiegeln zurückbleibende Fett nicht durch den Ausguss wegzuspülen. In der Kanalisation backt es an den Rohren fest, verstopft sie, fault und stinkt und im Klärwerk lässt es den Klärschlamm wahrhaft überschäumen, weil eben jene Microthrix beim Fett keine Grenzen kennt.
Tricks gegen Thrix: Zeitung bildet und bindet
Dabei lässt sich das Gänsefett gleich in der Küche nutzen, etwa zum Abschmecken von Grün- oder Rotkohl oder als Schmalz. Im Kühl- oder Gefrierschrank kann man es portionsweise aufheben und es sich später schmecken lassen – das Internet ist voller Rezepte und selbst gegen Husten, Sodbrennen und wunde Haut soll es helfen.
Wenn´s aber entsorgt werden soll, dann richtig: Eine Schüssel mit alter Zeitung auslegen, dann das – nicht zu heiße – Fett hineingießen und nach dem Erhärten in die Biotonne. Töpfe und Pfannen ebenfalls mit Zeitung oder Küchenpapier auswischen und diese dann in den Hausmüll geben. Der wird später verbrannt und dabei ist jede Kalorie willkommen, zumal die Abwärme des BSR-Müllheizwerks in Ruhleben letztlich Fernwärme wird.